Erschwerte Diagnostik

Die Anatomie des Frauenkörpers mit vergleichsweise kleineren Herzen führt eher zu Messfehlern als bei Männern, da die meisten Herz-Untersuchungsmethoden die Besonderheiten des Frauenherzens ausser Acht lassen. Deshalb sind die Resultate bei Frauen oftmals weniger eindeutig als bei Männern. Dies gilt auch bei Belastungstests.

Nicht nur der Infarkt wird bei Frauen oft später erkannt als bei Männern, sondern auch das Vorstadium, die koronare Herzkrankheit. Dabei verengen sich die Herzkranzgefässe zunehmend und können das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Ein Problem für Frauen bei Untersuchungsmethoden wie der Herz-Szintigraphie oder dem Herz-Ultraschall sind das häufig kleinere Herz, das zu Messfehlern bei der Beurteilung der Herzgrösse und -funktion führen kann. Ebenso erschwert das Brustgewebe die „Sicht“ auf das betroffene Organ und damit die Diagnose.  
Ein weiteres Problem ist, dass die Untersuchungsergebnisse bei Frauen nicht die gleiche Eindeutigkeit wie vergleichbare Befunde bei Männern aufweisen. Dies liegt daran, dass in Herzstudien überwiegend Männer untersucht wurden und die Herz-Untersuchungsmethoden somit für eine männliche Population optimiert wurden. Besonderheiten des weiblichen Herzens wurden hierbei kaum berücksichtigt.  

Hierzu zählen neben der kleineren Grösse des Herzens auch die kleineren Herzkrankgefässe. Zudem leiden Frauen häufiger als Männer an einer Erkrankung der kleinsten Herzgefässe, die nur mit speziellen Untersuchungstechniken, wie der Positronen-Emissions-Tomographie, dargestellt werden können. Diese spezielle Herz-Untersuchung bietet das Inselspital seit kurzem an Link (Nuklearmedizin - insel.ch). Auch ist die Aussagekraft von Fahrrad- oder Laufbandbelastungstest bei Frauen deutlich geringer als bei Männern. Grund hierfür ist zum einen der Einfluss von weiblichen Hormonen auf die elektrische Erregung des Herzens. Zum anderen sind vor allem ältere Frauen oftmals nicht in der Lage während des Belastungstest den Puls soweit zu erhöhen, dass der Test aussagekräftig ist. 

In Anbetracht der erschwerten Diagnostik bei Frauen ist es umso wichtiger, für jede Patientin individuell die bestmögliche Untersuchungsmethode auszuwählen. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Herzbildgebung und den Universitätskliniken für Radiologie und Nuklearmedizin stellt dies sicher. 

Weitere Informationen zur Diagnostik bei Frauen finden Sie hier (Artikel auf Englisch - Springer.com).