Kardiopsychologie – typischer Ablauf einer Behandlung

Wie läuft eine typische kardiopsychologische Behandlung ab?

Bei der kardiopsychologischen Behandlung ist der Prozess im stationären Setting vom Prozess im ambulanten Setting zu unterscheiden. Beide Prozesse werden unten genauer erläutert.

Eine typische Behandlung im ambulanten Setting:

Die ambulante kardiopsychologische Behandlung ist in mehrere Phasen einzuteilen.

  1. Indikationsgespräch: Das Ziel des Indikationsgespräches ist es, zu erkennen, ob lediglich eine Kurzintervention oder eine umfangreichere kardiopsychologische Intervention nötig ist. Dazu findet ein Erstgespräch (60 – 90 min.) statt, in welchem die Patienten die aktuelle Situation detailliert schildern können. Zudem werden erste Fragen zu psychischen Belastungsreaktionen bei Herzkreislauferkrankungen geklärt. Ist aufgrund geringer Belastung lediglich eine Kurzintervention nötig, wird diese entsprechend durchgeführt (siehe 2a). Ist eine umfangreichere kardiopsychologische Behandlung nötig, wird eine umfassendere Abklärungsphase eingeleitet (siehe 2b). 

  2. a) Kurzintervention: Das Ziel der Kurzintervention ist es, spezifische Fragen zu psychischen Reaktionen bei kardiovaskulären Erkrankungen zu klären sowie einzelne Strategien zur Bewältigung von solchen vorzustellen. 

    b) Abklärungsphase: Das Ziel der Abklärungsphase ist die systematische Erfassung der aktuellen Belastungsfaktoren sowie der damit verbundenen psychischen Reaktionen. Danach wird eine standardisierte Diagnostik durchgeführt, in welcher spezifische psychologische Problembereiche mittels strukturiertem Interview und verschiedenen Fragebögen erfasst werden (60min.). In einer dritten Sitzung wird die Diagnostik besprochen, gemeinsame Ziele gesetzt sowie der Ablauf der nächsten Behandlungsphase erläutert (60min.)

  3. Veränderungsphase: Das Ziel der Veränderungsphase ist es, individualisierte Strategien zur Bearbeitung und Bewältigung der vorliegenden psychologischen Problematik zu erlernen. Dazu wird, basierend auf den in der Abklärungsphase erhobenen Informationen, ein spezifischer Behandlungsplan für den Patienten erstellt. Verhaltensbasierte, gedankliche sowie emotionsregulative Strategien werden gemeinsam erarbeitet sowie erlernt. 

  4. Finale Phase: Das Ziel der finalen Phase ist es, die erlernten Strategien im Alltag zu festigen, Warnsignale für mögliche zukünftige psychische Probleme zu erkennen und entsprechend reagieren zu können.


Die typische Dauer einer ambulanten kardiopsychologischen Behandlung beträgt bei einer Kurzintervention 1 – 5 Sitzungen, bei einer umfangreicheren kardiopsychologischen Behandlung im Durchschnitt 5 – 15 Sitzungen. In spezifischen Fällen kann die Behandlung auch länger dauern.

Eine typische Behandlung im stationären Setting: 

Die stationäre kardiopsychologische Unterstützung ist in drei Phasen einzuteilen. 

  1. Abklärungsphase: Das Ziel der Abklärungsphase ist die Erfassung der aktuellen Belastungsfaktoren sowie der damit verbundenen psychischen Reaktionen. Dazu findet ein standardisiertes Indikationsgespräch am Patientenbett statt. 

  2. Stabilisierungsphase: Das Ziel der Stabilisierungsphase ist es, den psychischen Leidensdruck, der durch die akute Belastungssituation entsteht, zu reduzieren und das psychische Wohlbefinden der Patienten zu fördern. Dazu werden bedarfsentsprechend psychologisch-psychotherapeutische Gespräche am Patientenbett geführt. Diese Gespräche sollen das Verständnis von psychischen Belastungsfaktoren sowie -reaktionen fördern, erste Strategien zur Selbstregulation vermitteln und erste Fragen zur psychischen Bewältigung der Krankheitssituation klären. Dazu gehören bei Bedarf auch Angehörigengespräche.  

  3. Finale Phase: Das Ziel der finalen Phase ist es, die erarbeiteten Inhalte zu festigen sowie eine allenfalls nötige psychologische Nachbehandlung im ambulanten Setting zu besprechen und zu organisieren. 

Die typische Dauer einer stationären kardiopsychologischen Behandlung variiert stark je nach Situation der Patienten sowie der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. Typischerweise erfolgen kardiopsychologische Gespräche mit stationären Patientinnen und Patienten bei Bedarf täglich oder alle zwei Tage.